Mitschnitt des zweiten Gesprächs der Gesprächsreihe zu muslimisch-jüdischen Beziehungen | 15. März 2023 | Jüdisches Museum Hohenems
Den Auftakt unserer Gesprächsreihe haben wir den Möglichkeiten und Herausforderungen muslimisch-jüdischer Allianzen gewidmet und sind darüber in einen produktiven Austausch gekommen. In weiterer Folge wollen wir unterschiedliche Perspektiven beleuchten und muslimische, jüdische (und anders positionierte) Akteur*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Wort kommen lassen.
Die zweite Abendveranstaltung der Reihe widmen wir den Beiträgen unserer beiden Gesprächspartner zur kritischen Auseinandersetzung mit Antisemitismus und NS-Vergangenheit.Gibt es in der Beschäftigung mit NS-Vergangenheit und Antisemitismus einen Ort für migrantische und muslimische Perspektiven? Werden die Stimmen der Angehörigen von Minderheiten in diesem ohnehin schon politisch aufgeladenen Diskurs überhaupt gehört? Wie könnte eine Auseinandersetzung auch mit den eigenen antisemitischen Traditionen aussehen, ohne dabei die Spaltung in „gute und schlechte Migrant*innen“ zu befördern?
Diesen Fragen wollen wir gemeinsam mit unseren Gesprächspartnern Alexander Abdullah Osman und Burak Yilmaz nachgehen. Sie werden von ihren Erfahrungen in der Arbeit mit jungen Muslim*innen berichten und über die Herausforderungen und Chancen der Auseinandersetzung mit Antisemitismus aus einer muslimischen Perspektive heraus diskutieren.
Vorarlberg hat nach Wien den österreichweit höchsten Migrationsanteil im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung – rund 13% der Vorarlberger Gesellschaft sind außerdem muslimisch sozialisiert. Erkennt man diese migrationsgesellschaftlichen Tatsachen an, stellen sich Fragen nach den Teilhabechancen dieser Gruppen. Neben sozio-ökonomischen Bedürfnissen beinhaltet Teilhabe auch, sich an gesellschaftlichen Diskursen selbstbewusst beteiligen zu können. Dafür wollen wir, auch hier in Vorarlberg, den Weg ebnen.
Alexander Abdullah Osman ist Mediator, Trainer, Jugendleiter und Kommunikationswissenschaftler. Er war Mitbegründer der Muslimischen Jugend Österreichs (MJÖ) im Jahr 1996, der ersten Organisation für deutschsprachige muslimische Jugendliche in Österreich mit dem Ziel der Stärkung einer österreichisch-muslimischen Identität. Er ist Mitherausgeber des Bandes „Radikal gegen Extremismus: Theorie und Praxis 20-jähriger muslimischer Jugendarbeit“ und hat für die MJÖ das Projekt „Muslim*innen gegen Antisemitismus“ maßgeblich mit auf den Weg gebracht.
Burak Yilmaz hat Germanistik und Anglistik in Bochum studiert und macht derzeit eine Ausbildung zum Theaterpädagogen. In verschiedenen Projekten der Jugendarbeit und im Strafvollzug hat er mit jungen Menschen kritisch zu Themen wie Ehre, Sexismus und Gewalt, Islamismusprävention, Antisemitismus, Rassismus und NS-Geschichte gearbeitet. Er ist Initiator des Projekts „Junge Muslime in Auschwitz“ und hat 2021 das Buch „Ehrensache- Kämpfen gegen Judenhass“ veröffentlicht.
Arnon Hampe ist Politikwissenschaftler und leitet das Projekt #OhneAngstVerschiedenSein am Jüdischen Museum Hohenems. Zuvor hat er in Berlin für verschiedene Institutionen im Bereich antisemitismus- und rassismuskritische Bildung, Holocaust Education und Vermittlung jüdischer Geschichte und Gegenwart gearbeitet. Seit Anfang 2022 lebt und arbeitet er in Hohenems.
In Kooperation mit der Muslimischen Jugend Österreich.