Mittwoch, 10. Mai 2023 | 19:30 Uhr | Jüdisches Museum Hohenems
Nachdem wir uns im ersten Teil der Gesprächsreihe mit den Möglichkeiten und Herausforderungen muslimisch-jüdischer Allianzen beschäftigt haben, lag der Schwerpunkt des zweiten Gesprächs auf Antisemitismuskritik aus muslimischer Perspektive.
Im dritten Teil fragen wir nun danach, wie es in der österreichischen und europäischen Öffentlichkeit um Rassismus und Islamfeindlichkeit steht – und ob solche Ressentiments auch ein Problem für Jüdinnen und Juden darstellen, dem sie sich stellen sollten. Oft genug werden Muslim*innen und Jüdinnen und Juden schließlich gegeneinander ausgespielt.
Ist eine gelungene Reflexion über Antisemitismus und die eigene gesellschaftliche Positionierung als Minderheit ohne eine gleichzeitige fundamentale Rassismuskritik überhaupt möglich? Inwiefern unterscheiden sich diese beiden Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, aber wo liegen vielleicht auch ihre Schnittmengen?
Die Forderung, Muslim*innen mögen sich doch bitte kritisch mit dem eigenen Antisemitismus auseinandersetzen, ist laut und deutlich vernehmbar. Ob es sich dabei aber um einen genuin „muslimischen Antisemitismus“ handelt, daran scheiden sich nach wie vor die Geister – auch innerhalb der muslimischen Community. Nicht zuletzt wird das Phänomen, wie auch immer man es nennen mag, politisch ausgeschlachtet, um den in der Mehrheitsgesellschaft weit verbreiteten antimuslimischen Rassismus zu legitimieren und damit noch zu verstärken.
Wie kann eine jüdische Positionierung dazu aussehen, die sowohl antisemitismus- als auch rassismuskritisch argumentiert?
Sapir von Abel, geboren 1990 in Jerusalem, aufgewachsen in Deutschland. Studierte Naher und Mittler Osten (B.A.) und Interkulturelle Kommunikation (M.A.) an der LMU München. Sie hat einige Jahre als Quereinsteigerin an einem Gymnasium unterrichtet und ist seit kurzem am Jüdischen Museum München für die Kulturvermittlung zuständig. Außerdem ist sie Kuratorin und Mitorganisatorin des postmigrantischen Kunst- und Kulturfestivals ausARTen – Perspektivwechsel durch Kunst eine Initiative des Münchner Forum für Islam.
Arnon Hampe, geboren 1974 in Rehovoth, aufgewachsen in Köln, ist Politikwissenschaftler und politischer Bildner. Seit Anfang 2022 leitet er das Projekt #OhneAngstVerschiedenSein am Jüdischen Museum Hohenems. Zuvor hat er in Berlin für verschiedene Institutionen im Bereich antisemitismus- und rassismuskritische Bildung, Holocaust Education und Vermittlung jüdischer Geschichte und Gegenwart gearbeitet.
Hanno Loewy, geboren 1961 in Frankfurt am Main, Literatur- und Filmwissenschaftler, Ausstellungsmacher und Publizist. Studium der Literaturwissenschaft, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Kulturanthropologie in Frankfurt am Main. Seit 1982 als Publizist und Ausstellungsautor tätig, 1995 bis 2000 Gründungsdirektor des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main und von 2000-2003 Leiter der dortigen Abteilung für Erinnerungskultur und Rezeptionsforschung. Seit 2004 Direktor des Jüdischen Museums Hohenems in Österreich. Von 2011-2017 Präsident der Association of European Jewish Museums.